Im Netz der digitalen Informationen wird es immer schwieriger, relevante Informationen herauszufiltern. Im Rahmen des Projekts „Entwicklung und Förderung innovativer weiterbildender Lernarrangements in Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen“ (EFIL) des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE), Frankfurt/M. wurde deshalb untersucht, wie Besucher/innen der Stadtbücherei Stuttgart mit Hilfe des Literatur- und Medienrecherchesystems OPAC (Online Public Access Catalog) Informationen suchen – und ob sie diese dann auch tatsächlich finden. Wie sich herausstellte, kamen selbst geübte Computernutzer/innen häufig nicht zum gewünschten Ergebnis.

Der Online-Katalog OPAC der Stadtbücherei Stuttgart bietet den Zugriff auf die Bestandsdatenbank der Bücherei. Er gibt die bibliographischen Angaben, den Standort und die aktuelle Verfügbarkeit der Bücher und Medien an. Mit der Untersuchung wollten die DIE-Wissenschaftler gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadtbücherei nun herausfinden, ob das Computerprogramm intuitiv verständlich ist und die von den Besucher/innen erwarteten Ergebnisse tatsächlich liefert. Diese Art der Untersuchung ist bislang einzigartig und dokumentiert das Selbstverständnis der Stadtbücherei, den lebenslangen Lernprozess auf allen Ebenen effektiv zu unterstützen. Die Ergebnisse bieten vor diesem Hintergrund auch anderen Büchereien fundierte Grundlagen. Folgende Fragen sollten mit dieser Untersuchung beantwortet werden: · Wie beurteilen die Nutzer das Screen-Design des OPAC? · Verstehen die Nutzer die Eingabemasken und ihre Funktionalität? · Verstehen die Nutzer die Unterschiede zwischen Navigations- und Interaktionselementen? · Sind die Navigationselemente für die Nutzer intuitiv verständlich? · Verstehen die Nutzer die Bedeutung der einzelnen Eingabefelder? · Verwenden die Nutzer Möglichkeiten zum Ersetzen von Wortteilen durch Parameter (wie z.B. „*“, „?“, o.ä.)? · Ist den Benutzern der Unterschied zwischen Stichwort und Schlagwort klar? · Kommen die Nutzer mit den verschiedenen Frames zurecht? · Wird die Hilfefunktion genutzt? Und wie? · Welche generellen Suchstrategien verfolgen die Nutzer? · Was konkret wünschen sich die Nutzer zusätzlich? Bei der Untersuchung wurden Testpersonen an einen Computer gebeten, an dem sie mit der Lösung von insgesamt 21 kleinen realitätsnahen Aufgaben die unterschiedlichen theoretisch verfügbaren Such- und Hilfemöglichkeiten des OPACs nutzen sollten. Dabei wurden sie mit Hilfe von Videokameras, einer entsprechenden Tonaufzeichnung und einer Aufzeichnung der Mausbewegungen „überwacht“. Ein aufwändiges, aber notwendiges Setting, um festhalten zu können, welche Suchstrategien die Nutzer/innen haben. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Obwohl das OPAC-System zu den besten auf dem Markt zählt, konnten selbst geübte Computernutzer die Aufgabenziele nicht immer erreichen. Dies lag hauptsächlich am Aufbau des Programms, das sich an bibliothekarischen Begriffen orientiert. Auch werden unterschiedliche Vorkenntnisse nicht berücksichtigt. Zum Beispiel ist das Ersetzen von Wortteilen durch Parameter für denjenigen, der diese Möglichkeit kennt, hilfreich; für alle anderen aber führt die Suche ohne den Gebrauch dieser Funktion zu keinem Ergebnis. Besonders nachteilig dabei ist, dass es keine kontextsensitive Hilfe gibt: Oft wurden Navigationsfelder nicht verstanden, Erklärungen waren zu kompliziert und Standortbeschreibungen verwirrend. Zusätzliche Hürden, wie z.B. ein bestimmtes Buch in italienischer Sprache zu suchen, konnten oft nicht gemeistert werden, da dies entweder nicht machbar schien, oder die entsprechende Funktion so versteckt war, dass sie nicht gefunden werden konnte. Auch geht die Bedienbarkeit der Oberfläche nicht von den Anforderungen und der Erwartungshaltung der Nutzer aus. Besonders fehlen hier motivierende Elemente, die ungeübte Nutzer ermutigen würden. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse sowie der bisherigen Erfahrungen der Stadtbücherei im Umgang mit dem System wurde nun ein Pflichtenheft erstellt, das die Basis für ein verbessertes Literatur- und Medienrecherche-Systems bilden wird. Maßgeblich für die Weiterentwicklung sind unterschiedliche Anforderungen: Zum einen müssen die inhaltlichen Bereiche verändert werden; zum anderen muss die Bildschirmoberfläche so gestaltet sein, dass zielgruppenspezifische und motivierende Zugänge möglich sind. Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse des DIE-Projekts EFIL besteht nun die einmalige Chance, eine Optimierung von Design und Funktion sehr viel schneller als marktüblich umzusetzen. Weitere Informationen Achim Puhl, DIE-Projektbüro Neu-Ulm, Robert-Stolz-Str. 21, 89231 Neu-Ulm, Fon 0731/7254866, Fax 0731/7254867, E-Mail puhl@die-frankfurt.de Richard Stang, Fortbildung und Beratung, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt/Main, Fon 069/95626-126, Fax 069/95626-174, E-Mail stang@die-frankfurt.de Projektsekretariat: Claudia Loch, DIE, Fon 069/95626-272, E-Mail loch.claudia@die-frankfurt.de URL: www.die-frankfurt.de/efil

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